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Los Tilos – Ein Ausflug in den magischen Lorbeerwald auf La Palma

von Jonas |

Los Tilos – Ein Ausflug in den magischen Lorbeerwald auf La Palma

Einführung: Warum Los Tilos so einzigartig ist

Mitten auf der grünen Nordostseite La Palmas, einer der Kanarischen Inseln, liegt ein Stück Urzeit: der Lorbeerwald Los Tilos. Diese dichten, nebelverhangenen Wälder gehören zu den wenigen Überresten der subtropischen Laurisilva, die einst große Teile Europas bedeckte. Wenn du in diesen Wald eintauchst, spürst du fast, wie du in ein Märchenszenario trittst: Moose überziehen knorrige Baumstämme, feuchte Luft streicht sanft zwischen den Farnen, und das Rauschen der Bachläufe begleitet deinen Weg. Los Tilos ist nicht nur ökologisch wertvoll, sondern auch kulturell bedeutsam: Als Teil des UNESCO-Biosphärenreservats trägt der Wald entscheidend zum Schutz endemischer Pflanzen- und Tierarten bei.

In diesem Artikel begleiten wir dich auf deiner Reise durch Los Tilos: Von der Lage über die Pflanzen- und Tierwelt bis hin zu praktischen Tipps, um den Wald bestmöglich zu erleben. Ob Wanderfreund, Fotograf oder Naturinteressierter – hier findest du alles, was du über diesen zauberhaften Flecken Erde wissen musst.

1. Lage & geografische Einordnung

Der Lorbeerwald Los Tilos erstreckt sich im Nordosten La Palmas, genauer im Municipio San Andrés y Sauces, und liegt auf rund 300 bis 800 Metern Höhe. Über kilometerlange Serpentinenstraßen (LP-1 und LP-111) gelangst du vom inselweiten Aridanetal oder von Santa Cruz de La Palma hinauf ins Tal von Los Tilos. Die schmal ausgebauten, aber gut gewarteten Straßen führen zunächst durch Bananenplantagen und Weinhänge, ehe sich der Blick öffnet: Ein dicht bewachsener Canyon, in dem sich Wasserläufe sinnenreich durch Lorbeerbäume, Baumfarnen und Azorenlaurissen schlängeln.

Das Gebiet von Los Tilos ist Teil des Parque Natural de Las Nieves, einem weitläufigen Schutzgebiet, das sich bis hinauf zum Pico de La Nieve im Inselinneren erstreckt. Mit über 300 Hektar zählt Los Tilos zu den größten zusammenhängenden Flächen dieses Lorbeerwaldes auf La Palma. Durch den aufsteigenden Passatnebel und die hohe Niederschlagsmenge (bis zu 1.200 mm pro Jahr) kommt hier ein feuchtes, mildes Klima zustande, das ideale Bedingungen für immergrüne Lorbeerarten schafft.

2. UNESCO-Welterbe & Naturschutzstatus

2.1 Biosphärenreservat der Kanarischen Inseln

Seit 2002 gehören Teile von La Palma, inklusive Los Tilos, zum UNESCO-Biosphärenreservat „La Palma – La Gomera – El Hierro“. Ziel des Programms ist es, ein Gleichgewicht zwischen Umweltschutz, Forschung und nachhaltiger Entwicklung herzustellen. Los Tilos fungiert dabei als wichtiges Demonstrationsgebiet, weil hier die ursprüngliche Laurisilva am besten erhalten ist.

2.2 Natura 2000 und Nationalpark-Nähe

Das Gebiet ist darüber hinaus in das europäische Schutznetzwerk Natura 2000 integriert und grenzt an das Parque Nacional de la Caldera de Taburiente, das sich südlich im Inneren der Insel erstreckt. Schon seit 1987 besitzt Los Tilos den Status eines Parque Natural, der strikte Regeln für Eingriffe in die Natur, Baumaßnahmen und Tourismus definiert. Dadurch wird nicht nur die Pflanzen- und Tierwelt bewahrt, sondern auch die Wasserqualität, da die Waldflächen maßgeblich zur Regulierung der Wasserversorgung im Nordosten La Palmas beitragen.

3. Klima & Vegetationszonen

3.1 Feuchtes Atlantikklima

Das Klima in Los Tilos wird stark vom Nordostpassat bestimmt. Häufig ist der Wald in Nebel gehüllt, besonders morgens und abends. Die Durchschnittstemperaturen liegen das ganze Jahr über moderat zwischen 12 °C (Winter) und 22 °C (Sommer). In den Wintermonaten (November bis Februar) fällt die meiste Niederschlagsmenge, während der Spätsommer (August/September) vergleichsweise trockener ist. Diese ausgeprägten Feuchtperioden sind perfekt für die immergrünen Lorbeerbäume und Farne.

3.2 Höhenstufen: Vom Lorbeer bis zur Baumgrenze

Innerhalb des Lorbeerwaldes lassen sich mehrere Vegetations-Schichten unterscheiden:

  1. Herzstück (ca. 300–650 m)
    • Dominierte von Lorbeergewächsen (Lauraceae) wie Til (Ocotea foetens), Azorenlaurel (Laurus azorica), Kanarenlorbeer (Persea indica).
    • Unterwuchs aus Baumfarnen (Cyathea arborea), Heidekrautgewächsen (Erica arborea) und zahlreichen Moosarten.
  2. Übergangszone (ca. 650–800 m)
    • Mischung aus Lorbeerwald und Kanaren-Kiefern (Pinus canariensis).
    • Hier tritt die Kiefer langsam in den Vordergrund, da die Temperaturen etwas kühler werden und die Sonneneinstrahlung stärker ist.
  3. Baumgrenze & darüber (ab 800 m)
    • Oberhalb von Los Tilos geht es weiter ins Gelände des Parque Natural de Las Nieves. Die Kanaren-Kiefer überwiegt, bevor ganz oben im Inselinneren kastanienbraune Gesteinslandschaften und die Kraterwände der Caldera de Taburiente dominieren.

4. Flora: Üppige Vielfalt & seltene Endemiten

4.1 Lorbeergewächse als Herzstück

Im dichten Dach des Waldes stechen vor allem drei Lorbeerarten hervor:

  • Til (Ocotea foetens): Ein immergrüner Baum, dessen leicht duftende Blätter einst in der Seifenherstellung Verwendung fanden.
  • Azorenlaurel (Laurus azorica): Eng verwandt mit dem mediterranen Lorbeer, aber mit größeren, glänzenden Blättern.
  • Kanarenlorbeer (Persea indica): Diese Art bildet oft die höchsten Baumkronen und liefert Früchte, die von Vögeln verbreitet werden.

4.2 Strauch- und Krautschicht

Unter dem dichten Blätterdach wächst eine üppige Krautschicht:

  • Baumfarne (Cyathea arborea): Mit ihren riesigen Wedeln prägen sie das typische Tropenwald-Ambiente.
  • Heidekrautgewächse (Erica arborea und Erica scoparia): Farbige Blüten im Frühling und Sommer, die vor allem Bienen und Hummeln anlocken.
  • Azoren-Heidemyrthe (Myrica faya): Eine mittelgroße Strauchart, deren Beeren Vögel lieben.

4.3 Endemische Highlights & Pilzsorten

Los Tilos beheimatet zahlreiche endemische und teilweise gefährdete Pflanzenarten:

  • Echium pininana (Kanarische Kiefernpflanze): Ein imposender „Tower“ mit violetten Blüten, der im Frühling blüht und dichte 2–3 m hoch wird.
  • Reina de los Bosques (Doryopteris pedata): Eine seltene Farnart, die nur hier und in wenigen anderen feuchten Laurisilva-Bereichen vorkommt.
  • Pilz- und Flechtenvielfalt: Insbesondere im Herbst zeigen sich exotische Pilzarten, viele davon nur in uralten Baumstümpfen oder an Baumfarnstielen. Flechten überwuchern ganze Baumstämme und liefern wichtige Hinweise auf die Luftreinheit.

5. Fauna: Leben im dichten Grün

5.1 Gefiederte Bewohner

Obwohl der Lorbeerwald auf den ersten Blick still wirkt, ist er voll von Vogelstimmen:

  • Trocaz-Taube (Columba trocaz): Eine endemische Taubenart, die hier in den Baumkronen nistet. Sie ist etwas größer als die Stadttauben und fällt durch ihr einfarbig graues Gefieder auf.
  • Bergammer (Emberiza cia): Auf den Freiflächen am Waldrand anzutreffen, ihr Zwitschern klingt charakteristisch alpenhaft.
  • Kanarenschmätzer (Serinus canaria): Die wilde Form der Kanarienvögel, die hier in dichtem Unterholz ihre Nester baut.

5.2 Reptilien & Amphibien

  • La Palma-Großkleiner Frosch (Discoglossus galganoi): In Feuchtzonen nahe der Wasserläufe beheimatet. Sein Ruf ist vor allem im Frühling zu hören.
  • Kanarische Eidechse (Gallotia galloti palmae): Sonnenscheue Echse, die sich an steinigen Waldrändern und seltenen Lichtungen zeigt.

5.3 Insekten & Kleinsäuger

  • Tagfalter und Schmetterlinge: Arten wie der Graue Wiesenknopf-Ameisenbläuling oder der Spanische Bär (eine falterähnliche Raupenart) finden hier ihr Rückzugsgebiet.
  • Fledermäuse (Pipistrellus pipistrellus): Bei Einbruch der Dämmerung fliegen sie über die Bachläufe und ernähren sich von Mücken und anderen Insekten.
  • Kleinere Säugetiere: In der Dämmerung erspäht man mit etwas Glück den Eichhörnchenartigen Baumrattenhund (Atlantoxerus getulus), der in manchen Bereichen Unterschlupf findet.

6. Wanderwege & Erkundungsmöglichkeiten

Los Tilos bietet mehrere gut ausgeschilderte Wanderwege (senderos), die für unterschiedliche Fitnesslevel geeignet sind. Hier die bekanntesten Routen:

6.1 PR-LP 32: Mirador de Dos Aguas – Los Tilos

  • Schwierigkeit: Mittel (ca. 8 km Hin- und Rückweg, 300 m Gefälle).
  • Dauer: Rund 3–4 Stunden, inklusive kurzer Pausen.
  • Beschreibung: Vom Aussichtspunkt Mirador de Dos Aguas (ca. 700 m) geht es steil hinab in den Wald. Unterwegs kommst du an mehreren Wasserbecken („pools“) vorbei, die früher zur Bewässerung der Plantagen dienten. Anschließend führt dich der Weg quer durch den Lorbeerwald zurück zum Besucher­zentrum. Unterwegs siehst du spektakuläre Wasserfälle, riesige Baumfarne und die bizarren Gesteinsformationen der Felswände.

6.2 PR-LP 1: Sendero de las Calderetas

  • Schwierigkeit: Leicht–mittel (ca. 4 km Rundweg, 150 m Steigung).
  • Dauer: Ca. 2 Stunden.
  • Beschreibung: Eine Rundwanderung, die bei den Calderetas (kleine Wasserbecken) startet. Du wandert zunächst zu einem kleinen Aussichtspunkt, dann durch dichten Lorbeerwald bis zu einer Lichtung mit seltenen Farnen. Der Rückweg führt entlang eines Baches mit kleinen Wasserfällen. Ideal, wenn du einen kurzen, aber intensiven Eindruck vom Urwald haben möchtest.

6.3 PR-LP 5: Hochmoor-Route (Erweiterung)

  • Schwierigkeit: Anspruchsvoll (ca. 12 km, 500 m Steigung).
  • Dauer: 5–6 Stunden.
  • Beschreibung: Diese Strecke verbindet Los Tilos mit den höheren Lagen des Parque Natural de Las Nieves. Nach dem Erklimmen des Hügels erreichst du die kanarischen Kiefernwälder und schließlich die Hochmoor-ähnliche Landschaft nahe der Baumgrenze. Perfekt, wenn du mehrtägige Erkundungen planst oder die Kontraste zwischen Lorbeer- und Kiefernwald erleben möchtest.

Tipp: Lade im Besucherzentrum vorab den aktuellen Wanderplaner herunter, um wetterabhängige Sperrungen oder Umleitungen zu vermeiden. Festes Schuhwerk, ausreichend Trinkwasser und eine Regenjacke sind Pflicht, auch wenn der Himmel blau erscheint – ein plötzlicher Passatnebel kann dich schnell durchnässen.

7. Wasserquellen, Bäche & Wasserbecken

7.1 Historische Levada-Systeme

Bereits im 16. Jahrhundert erkannten die Bewohner La Palmas den Wert des Wassers aus Los Tilos. Sie bauten ein Netzwerk aus Levada-artigen Kanälen („acequias“), um das Wasser zu den Bananen- und Weinhängen im Tal zu leiten. Einige dieser alten Wasserläufe sind entlang der Wanderwege noch gut erhalten und versorgen heute Bauernhöfe mit frischem Quellwasser.

7.2 Natürliche Wasserbecken („Calderetas“)

Im Herzen des Waldes findest du mehrere kleine, natürlich entstandene Wasserbecken, die sich aus den Bächen speisen. Diese flachen Pools dienten einst als Sammelbecken für landwirtschaftliche Zwecke. Heute kannst du an heißen Tagen kurz eintauchen oder wenigstens die kühle Gischt genießen. Die Becken glänzen smaragdgrün, wenn das Sonnenlicht durch die Baumkronen bricht – ein glasklarer Kontrast zum dunklen Moos der Baumstämme.

7.3 Wasserfälle & Kaskaden

Entlang des PR-LP 32 stößt du auf kleinere Wasserfälle (bis zu 5 m Fallhöhe). Besonders nach starken Regenfällen stürzt das Wasser mit beeindruckender Wucht hinab. Viele Besucher halten hier an, um Fotos zu machen oder einfach nur der Geräuschkulisse zu lauschen – ein einzigartiges, fast meditatives Erlebnis.

8. Konservationsprojekte & Forschung

8.1 Aufforstung & Wiederansiedlungsmaßnahmen

In den letzten Jahrzehnten haben Naturschutzorganisationen und die kanarische Regierung gemeinsam an Wiederaufforstungsprojekten gearbeitet. Dabei wurden endemische Arten wie Persea indica und Ocotea foetens in ehemaligen Brandzonen nachgepflanzt. Junge Setzlinge wachsen heute in Baumschulen heran, bevor sie in schützenswerte Flächen verpflanzt werden.

8.2 Wissenschaftliche Studien

Forscher der Universidad de La Laguna (Teneriffa) und lokaler Institute untersuchen regelmäßig den Waldzustand. Themen sind unter anderem:

  • Klimawandel­effekte: Beobachtung von Temperatur- und Niederschlagsveränderungen, die das Ökosystem belasten.
  • Biodiversitätsmonitoring: Kartierung seltener Insektenarten und Pilze, um Veränderungen in der Artenzusammensetzung festzustellen.
  • Bodenanalyse: Untersuchung der Humusschicht, um die Gesundheit des Waldbodens zu bewerten und Erosionsrisiken zu minimieren.

8.3 Zusammenarbeit mit NGOs

Vereine wie „Amigos de los Tilos“ oder der „Sociedad Española de Ornitología (SEO/BirdLife)“ organisieren Freiwilligen­aktionen, Vogelzählungen und Umweltbildungs­programme für Schulen. Wenn du selbst aktiv werden möchtest, bieten manche Gruppen gelegentlich geführte Pflanzaktionen oder Sauberkeits­kampagnen im Wald an.

9. Historischer & kultureller Kontext

9.1 Die Ureinwohner: Guanchen-Legenden

Bevor die Spanier kamen, lebten auf La Palma die Guanchen, deren Mythen um den Wald von Los Tilos bis heute überliefert sind. Demnach lebten in den dichten Nebelwäldern mythische Wesen („banujos“), die als Wächter der Quellen fungierten. Schon damals wurde der Wald als heilig betrachtet, weil er Leben spendendes Wasser lieferte und Unterschlupf bot.

9.2 Nutzung in der Kolonialzeit

Im 16. und 17. Jahrhundert errichteten Siedler Wassermühlen an den Bächen von Los Tilos. Diese Mühlen verarbeiteten Mais und Getreide sowie die Lorbeerblätter für Seifen und Heilmittel. Später wanderten Holzfäller in das Tal, um das dichte Holz der Lorbeer­bäume für den Schiffbau und Hausbau zu nutzen. Erst im 20. Jahrhundert erkannte man den Wert des Waldes als Wasserreservoir und rückte den Umweltschutz in den Vordergrund.

10. Besucherzentrum & Infrastruktur vor Ort

10.1 Centro de Visitantes Los Tilos

Am südlichen Eingang des Waldes befindet sich das Besucherzentrum „El Tilo“, das täglich von 9:00 bis 17:00 Uhr geöffnet ist (saisonal leicht variierend). Hier findest du:

  • Interaktive Ausstellungen: Tafeln und kurze Videos zur Entstehungsgeschichte des Lorbeerwaldes und seiner Artenvielfalt.
  • Informationsschalter: Karten, Wetterinfos, Hinweise zu aktuellen Wanderbedingungen und geführten Touren.
  • Sanitäre Anlagen: Toiletten und Waschbecken, die das kleine Café ergänzen.
  • Picknickbereich: Überdachte Tische, an denen du deine Brotzeit genießen kannst.

10.2 Parkplätze & Zufahrt

Vor dem Besucherzentrum gibt es einen kostenlosen Parkplatz mit Platz für etwa 20 Fahrzeuge. Die Anfahrt erfolgt über die LP-111, die im Tal endet. Wenn der Parkplatz voll ist, steht eine begrenzte Anzahl an Parkbuchten entlang der Straße zur Verfügung. Ein kleiner Servicebus shuttle­t Besucher bei Bedarf vom Ortsteil San Andrés bis zum Besucherzentrum.

11. Beste Reisezeit & Verhaltenstipps

11.1 Ganzjahresziel mit saisonalen Besonderheiten

  • Frühling (März–Mai): Blühende Kräuter, aufleuchtende Farnspitzen und milde Temperaturen machen Wanderungen besonders angenehm. Die Wasserfälle führen in dieser Zeit mehr Wasser, da der Winterregen nachwirkt.
  • Sommer (Juni–September): Moderate Temperaturen (17–22 °C), aber deutlich weniger Niederschlag. Perfekt für längere Touren und Picknicks. Allerdings können in tieferen Lagen bereits hohe Temperaturen (über 25 °C) herrschen.
  • Herbst (Oktober–November): Erntezeit in den Bananenplantagen, während der Wald etwas ruhiger wird. Die Mischung aus ersten Regenfällen und wärmeren Tagen lässt Pilze und Moose besonders üppig sprießen.
  • Winter (Dezember–Februar): Die Waldwege sind teilweise matschig, und gelegentlich nieselt oder regnet es leicht. Trotzdem hat der Nebel einen besonderen Reiz – oft ziehen dich einzelne Sonnenstrahlen durch das Blätterdach und eröffnen mystische Lichtspiele.

11.2 Verhalten im Wald

  • Auf den markierten Pfaden bleiben: Um seltene Pflanzen und das fragile Ökosystem nicht zu schädigen, verlasse niemals den offiziellen Wanderweg.
  • Kein Müll hinterlassen: Packe alles, was du mitgebracht hast, wieder ein. Im Wald gibt es keine Abfallbehälter, weshalb Wanderer ihr eigenes Packmüllkonzept mitbringen sollten.
  • Respekt vor Flora & Fauna: Sei leise, damit du Vögel beobachten oder seltene Insekten nicht vertreibst. Fotografiere, aber sammle keine Pflanzen oder Pilze mit nach Hause.
  • Keine offenen Feuer: Grillen oder Lagerfeuer sind strengstens verboten, um das hohe Brandrisiko und Schäden an der Bodenverwitterung zu verhindern.

12. Fotografie- und Beobachtungsmöglichkeiten

Für Naturfotografen ist Los Tilos ein wahres Paradies. Achte dabei auf folgende Tipps:

  • Morgennebel einfangen: In den frühen Stunden wabert der Passatnebel durch die Baumkronen. Zieh deine Kamera hoch und halte Ausschau nach strahlenden Sonnenstrahlen, die durch das dichte Grün brechen.
  • Makroaufnahmen von Farnen & Moosen: Im feuchten Unterholz wachsen Farne und Moose in allen Variationen – Makroobjektiv oder Digitalzoom eignen sich perfekt, um kleinste Details wie Wassertropfen auf Farnwedeln festzuhalten.
  • Tierbeobachtungen am Wasser: An den Bachläufen und Wasserbecken tummeln sich Gleithüpferfrösche oder Vögel. Mit einem Teleobjektiv kannst du seltene Arten wie die Trocaz-Taube fotografieren, ohne sie zu stören.
  • Langzeitbelichtungen an Wasserfällen: Wenn du ein Stativ mitnimmst, gelingen dir weiche, fließende Effekte bei den kleinen Wasserfällen entlang des PR-LP 32. Achte darauf, ND-Filter oder Blendeinstellungen (kleine Blendenzahl) zu verwenden, um längere Belichtungszeiten zu ermöglichen.

13. Verknüpfungen zu anderen Highlights auf La Palma

Ein Besuch in Los Tilos lässt sich perfekt mit weiteren Sehenswürdigkeiten im Norden von La Palma kombinieren:

  1. Santa Cruz de La Palma (Hauptstadt)
    – Historische Gassen, bunte Holzbalkonhäuser und das Museo Naval, das die maritime Geschichte der Insel zeigt.
    – Nur etwa 20 Minuten Fahrt von Los Tilos entfernt.
  2. Caldera de Taburiente (Nationalpark)
    – Nach dem Lorbeerwald lohnt sich der Aufstieg in die Caldera de Taburiente, wo du steile Schluchten und gewaltige Felswände bestaunen kannst.
    – Wanderungen dort sind anspruchsvoller, aber die Kontraste zwischen feuchtem Wald und karger Vulkanlandschaft sind einzigartig.
  3. Fuencaliente & Vulkanroute
    – Im Süden La Palmas bieten die Vulkane San Antonio und Teneguía sowie die Salinen von Fuencaliente eine ganz andere Naturlandschaft.
    – Etwa 1,5 Stunden Fahrt von Los Tilos – ideal für eine Inselrundfahrt, die ökologisch abwechslungsreicher kaum sein könnte.
  4. Weinberge von Tacoronte-Acentejo
    – Auf dem Weg nach Süden kreuzt du die Weinregionen, in denen überwiegend weiße Trauben (Listán Blanco) gedeihen.
    – Besuche eine Bodegas-Besichtigung, um den berühmten kanarischen Wein (Malvasía) zu probieren.

14. Unterkünfte & Gastronomie in der Nähe

14.1 Gastfreundliche Casas Rurales

  • Casa Rural Las Lomas (San Andrés y Sauces): Eine rustikale Pension mit Blick auf die Bananenhänge und den Lorbeerwald. Traditionelle kanarische Küche, die mit frischen Zutaten aus eigenem Anbau zubereitet wird.
  • Finca El Gallo (Tijarafe): Etwas weiter westlich gelegen, umgeben von Pinienwäldern, bietet aber eine gemütliche Übernachtungsmöglichkeit, wenn du mehrere Tage im Norden verweilen möchtest.

14.2 Landhotels & Fincas

  • Hotel Rural Las Olas (Tiñor): Eine familiengeführte Finca in ruhiger Lage, 15 Minuten Fahrt von Los Tilos entfernt. Gemütliche Zimmer, kanarisches Frühstück mit Bananen und lokalem Honig.
  • Finca La Enramada (Logroño): Ein charmantes Anwesen mit Pool, Garten und Blick auf die Nordküste. Ideal, wenn du Natur und Komfort kombinieren möchtest.

14.3 Lokale Gastronomie

  • „Mesón El Molino“ (San Andrés): Traditionelle kanarische Gerichte wie „Rancho Palmero“ (Eintopf mit Fleisch, Gemüse und Kartoffeln) sowie gegrillten Ziegenkäse.
  • „Casa Efigenia“ (El Tilo): Ein kleines Café/Restaurant direkt beim Besucher­zentrum. Hier gibt es einfache Tapas, Kaffee und hausgemachten Kuchen – perfekt für eine Rast nach der Wanderung.
  • „Restaurante Ollas del Mar“ (San Andrés): Regional inspirierte Fisch- und Meeresfrüchteküche, gepaart mit lokalen Weinen wie dem Malvasía von El Paso oder Bodega Teneguía.

15. Geheimtipps & Insider-Erfahrungen

  1. Morgendlicher Nebelmarsch: Wenn du früh startest (gegen 8:00 Uhr), erlebst du, wie sich der Passatnebel langsam hebt und die Baumfarne in goldenes Licht taucht. Die Stille im Wald ist zu dieser Zeit fast ehrfurchtgebietend.
  2. Picknick an den Calderetas: Pack ein leichtes Picknick und genieße es in einem der kleinen Wasserbecken – ideal, um nach dem Aufstieg im kühlen Nass die Füße zu erfrischen.
  3. Sternenhimmel über Las Nieves: Wenn du nach Los Tilos noch etwas weiter in höhere Lagen fährst (z. B. zum Mirador de los Andenes), erlebst du nachts einen ungestörten Blick in den Sternenhimmel, fernab jeder Lichtverschmutzung.
  4. Frühstück mit Lorbeerhonig: In einem kleinen Stand nahe San Andrés verkaufen Imker Miel de Palma (Kiefernhonig). Probiere das Brot mit diesem regionalen Honig – eine Geschmacksexplosion, die perfekt zum Waldspaziergang passt.
  5. Vogelstimmen-Tour: Organisiere oder nehme an einer geführten Vogelbeobachtung teil. Einheimische Ornithologen zeigen dir, wie du die Trocaz-Taube, den Rotkehlpieper und andere endemische Arten erkennst.

16. Nachhaltiger Tourismus & Zukunftsperspektiven

Los Tilos zählt zu den sensibelsten Ökosystemen La Palmas. Um die Zukunft dieses Lorbeerwaldes zu sichern, sind folgende Maßnahmen und Ideen essenziell:

  • Kontingentierte Besucherzahlen: Um Überlastungen in den Hauptwanderzeiten (Frühjahr/Spätsommer) zu vermeiden, könnte die Behörde Ticketkontingente vergeben und feste Zeitfenster für Wanderungen einführen.
  • Förderung lokaler Produkte: Restaurants und Hotels werden ermutigt, ausschließlich Produkte aus dem lokalen Biosphärenreservat zu verwenden (Honig, Wein, Ziegenkäse), um die Wertschöpfung in der Region zu halten.
  • Umweltbildung vor Ort: Schulen und Universitäten sollen stärker eingebunden werden, indem sie Exkursionen und Workshops im Besucherzentrum anbieten. So wachsen künftige Generationen im Bewusstsein für den Wald auf.
  • Forschung & Monitoring: Ein dauerhaftes Monitoring-Programm für invasive Arten, Schädlinge und Krankheiten (z. B. Pilzerkrankungen an Lauraceae) hilft, frühzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
  • Regelmäßige Aufforstung: Freiwillige Pflanzaktionen (z. B. „Fiesta de la Siembra“) sollten ausgebaut werden, um Lücken im Waldbestand nach Waldbränden oder Krankheiten zu schließen.

17. Los Tilos im Vergleich zu anderen Lorbeerwäldern

Im Atlantik gibt es nur noch wenige intakte Laurisilva-Refugien. Los Tilos lässt sich gut vergleichen mit:

  • Gomera (Nationalpark Garajonay):
    • Garajonay ist größer (über 4.000 Hektar) und weist eine dichtere Baumfarn-Bestockung auf.
    • Klima dort ist noch feuchter, wodurch moosbedeckte Stämme und Flechten in noch extremerer Ausprägung zu finden sind.
    • Garajonay hat ein etwas abwechslungsreicheres Wegenetz, inklusive langer Bergkämme.
  • Teneriffa (Bosque de Monte de La Esperanza):
    • Ebenfalls Lorbeerwald, jedoch stärker von Eukalyptus-Plantage und früherer Abholzung beeinflusst.
    • Im Vergleich zeigt Los Tilos weniger anthropogene Spuren und gilt als ursprünglicher.
  • Hierro (El Golfo und Frontera):
    • Kleinere Bestände, aber sehr abgelegen. Lage am Westzipfel der Insel führt zu stärkerer Brandungs- und Windexposition.
    • Los Tilos ist leichter zugänglich und touristisch besser erschlossen.

Jeder dieser Wälder hat seinen eigenen Charakter, doch Los Tilos ist auf La Palma das Paradebeispiel für eine nahezu ungestörte Laurisilva, die sowohl Wanderern als auch Wissenschaftlern ein einmaliges Naturerlebnis bietet.

18. Praktische Checkliste für deinen Besuch

  1. Ausrüstung
    • Bequeme, wasserdichte Wanderschuhe mit gutem Profil
    • Leichte Regenjacke oder Poncho (für plötzliche Passatwolken)
    • Trinkflasche (mindestens 1 Liter) und Snacks für unterwegs
    • Sonnenbrille und Hut (für sonnige Phasen am Waldrand)
    • Kleine Kamera oder Smartphone mit Zusatzakkus
  2. Zeitplanung
    • Morgens (8:00–10:00 Uhr): Anfahrt und leichter Spaziergang durch den Wald, während noch Nebel herrscht.
    • Mittags (10:00–13:00 Uhr): PR-LP 32 Wanderung: Dos Aguas → Calderetas → Besucherzentrum. Picknickpause an einem Wasserbecken.
    • Nachmittags (13:00–15:00 Uhr): Besuch im Besucherzentrum, kurzer Film und Ausstellung. Snack im Café.
    • Später Nachmittag (15:00–17:00 Uhr): PR-LP 1 Rundwanderung (Sendero de las Calderetas) oder Besuch des Mirador de Dos Aguas für Panorama­fotos.
    • Abends (17:00–18:00 Uhr): Abfahrt nach San Andrés für Abendessen oder Rückfahrt in die Unterkunft.
  3. Notfallnummern & Hygiene
    • Nächste Apotheke/Arzt in San Andrés y Sauces: Calle Real, +34 922 181 XXX
    • Wasseraufbereitung: Leitungswasser ist meist sauber, aber bei Magenempfindlichkeit lieber nur abgefülltes Wasser konsumieren.
    • Toiletten: Nur im Besucherzentrum vorhanden – plant eure Pausen entsprechend.

Unser Fazit: Ein Tag in Los Tilos – Ein Naturerlebnis der Extraklasse

Der Lorbeerwald Los Tilos ist ein Juwel La Palmas und ein unverzichtbarer Stopp für jeden Naturliebhaber. Hier verschmelzen lebendige Legenden der Guanchen mit moderner Ökologie und bieten dir eine Reise in eine vergangene Ära. Ob du dich für seltene Farnarten, Vogelbeobachtung oder einfach das meditative Rauschen der Wasserfälle interessierst – Los Tilos beeindruckt auf vielfältige Weise.

Plane deinen Besuch sorgfältig, nimm Rücksicht auf dieses fragile Ökosystem und genieße die magische Atmosphäre dieses subtropischen Waldes. Und wer weiß: Vielleicht wirst du nach einer Wanderung durch die Mooslandschaften und vorbei an jahrhundertealten Lorbeerbäumen mit neuen Ideen, frischer Inspiration und tiefer Dankbarkeit für unsere Natur nach Hause zurückkehren. Pack deine Wanderschuhe ein und mach dich bereit für ein unvergessliches Abenteuer in Los Tilos!