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Olvera - Blick auf das weisse Dorf in der Provinz Cadiz in Andalusien.

Olvera

Ein schönes weisses Dorf

Im äußersten Nordosten der Provinz Cádiz gelegen, findet sich die mittelalterlich geprägte Grenzstadt Olvera, die ebenfalls offiziell zu den "Weißen Dörfern", den Pueblos Blancos des andalusischen Westens gehört. Der Ort liegt ungefähr 110 km nordöstlich von Cádiz, 50 km nordwestlich von Ronda in der Provinz Málaga und 130 km südöstlich von Sevilla. Wohl an kaum einem anderen Ort in Andalusien wird dem Reisenden so sehr wie hier bewußt, dass dieser Teil Spaniens über Jahrhunderte hinweg Krisenregion war, Aufmarschgebiet im nicht enden wollenden Kampf zwischen moslemischen Berbern, Arabern und christlichen Ritterorden aus Nordspanien, um die Vorherrschaft im Süden der Iberischen Halbinsel. So ist denn auch das von weitem sichtbare Wahrzeichen von Olvera eine wie ein riesiger Adlerhorst über der Stadt thronende Burganlage, mit deren Bau bereits die Nasriden des Königreichs von Granada im 13. Jahrhundert begannen. Ihre heutige Form nahm diese beeindruckende Festungsanlage freilich erst nach der christlichen Rückeroberung Olveras im Jahr 1327 an.

Ein Rundgang durch Olvera

Iglesia Parroquial Nuestra Señora de la Encarnación

Sehr viel gibt es nicht zu sehen, in diesem ganz am äußeren Nordostrand der Provinz Cádiz gelegenen 10.000-Seelenstädtchen, jedoch ist das Wenige, was der Ort aus kunsthistorischer Sicht zu bieten hat, überaus beeindruckend. Zunächst einmal gerät man gleich nach der Einfahrt ins Zentrum von Olvera in einen überaus beeindruckenden Stau, denn es ist Samstag Vormittag und das bedeutet, dass das Ortsinnere von einem jener leidigen Krämermärkte verstopft ist, wie sie in ganz Andalusien immer genau dort stattfinden, wo sie den Verkehrsfluss am meisten behindern. Nachdem uns ein freundlicher Beamter der Policía Local (Städtische Polizei), der das Chaos mit stoischer Ruhe überwacht, zu einem Parkplatz verholfen hat, beginnen wir unsere Entdeckungstour Richtung Altstadt.
Wie fast immer in den Pueblos Blancos steht auch hier dem historischen Vergnügen zunächst ein recht mühsamer Aufstieg in den oberen, mittelalterlichen Teil der Stadt bevor. Verlaufen kann man sich hier nicht, als Orientierungshilfe dient uns gleich die erste monumentale Station, die im 19. Jahrhundert erbaute klassizistische Kathedrale von Olvera, die Iglesia Parroquial Nuestra Señora de la Encarnación, die Pfarrkirche unserer Heiligen Jungfrau der Inkarnation, deren beiden Glockentürme wie zwei mahnende Finger eines Riesen in den strahlend blauen Himmel ragen. Das Bauwerk wirkt fast wie eine Nummer zu groß geraten, für einen solch kleinen Ort, ein Phänomen, wie man es in Südspanien häufig antrifft. Schließlich wurde auch diese Kathedrale genau auf dem Gelände der ehemaligen Moschee von Olvera errichtet, ganz so, als ob die christlichen Baumeister auch wirklich jeden Überrest des moslemischen Gotteshauses ein für alle mal und für alle Ewigkeit begraben wollten.

Die Iglesia Parroquial Nuestra Señora de la Encarnación in Olvera.

Castillo Árabe de Olvera

Die Festung von Olvera

Schräg gegenüber dem hinteren Teil der Kirche liegt das städtische Tourismus-Büro, dem Oficina de Turismo von Olvera, das schon eher an einen kommerziellen Souvenirshop erinnert, gibt es hier doch allen möglichen für Touristen gemachten Nippes zu kaufen. Gleich nebenan, bereits am Fuße der mittelalterlichen Burganlage gelegen, ist das sogenannte Centro Cultural La Cilla, das Kulturzentrum im Alten Getreidespeicher untergebracht. Dort gibt es eine zwar kostenpflichtige, aber dennoch lohnenswerte Dauerausstellung über das maurische Andalusien und die verschiedenen Epochen der Reconquista, der Rückeroberung des moslemischen Andalusiens durch nordspanische Christen zu sehen. Ergänzt wird das Ganze durch eine Reihe etwas infantiler, lebensgroßer Darstellungen von Alltagszenen aus dem rückeroberten Olvera des 14. Jahrhunderts. Krönender Abschluss eines jeden Besuches des historischen Olvera ist natürlich die Begehung des Castillo Árabe, der auf dem höchsten Punkt der Stadt gelegenen Festungsanlage, mit deren Bau bereits im 12. Jahrhundert begonnen wurde. Von hier aus genießt der Reisende einen atemberaubenden Blick auf Olvera und sein geschichtsträchtiges Umland. Wem es jetzt, nach so viel trockener Historie, eher nach weltlichen Genüssen zumute ist, dem sei noch unbedingt die Einkehr in eines der besten Tapa-Lokale ganz Andalusiens, der Bodeguita mi Pueblo, etwa:"Meine kleine Dorfkneipe“ in der C/Mercado, der Marktstraße im unteren Ortsteil empfohlen. In der ebenso originellen wie gemütlichen Kneipe trifft sich samstags vormittags das bessere einheimische Publikum zum Frühschoppen und, natürlich, zum Tapeo, in Andalusien zu einer regelrechten Kunst entwickelter Brauch des mitunter stundenlangen Tapa-Essens) Das Ganze ist ein wirkliches Erlebnis, alle hier stets frisch zubereiteten Tapas sind ein Genuss, so dass wir ausnahmsweise einmal keine bestimmte Empfehlung geben wollen.

Via Verde de la Sierra

Der Geheimtipp für Freunde des Wanderns

Für Wanderfreunde und Mountainbiker hat Olvera noch etwas ganz Besonderes zu bieten, die Via Verde de la Sierra ("Grüner Gebirgswanderweg“). Dabei handelt es sich um eine bereits im 19. Jahrhundert geplante, dann im frühen 20. Jh. begonnene aber niemals fertig gestellte oder gar in Betrieb genommene Eisenbahnstrecke, die sich heute zu einem wunderschönen Wander- Fahrrad- und Reitweg gemausert hat. Die ebene, auch für ältere Menschen geeignete Strecke, führt auf ihrem rund 36 Kilometer langen Verlauf zwischen den Gemeinden Olvera und Puerto Serrano durch eine mediterran geprägte Gebirgslandschaft, die immer wieder durch seinerzeit für den Zugverkehr konzipierte Tunnel und Viadukte unterbrochen wird. Etwa auf halber Strecke liegt der Peñon de Zaframagón, dem Zaframagón-Felsen. Hier ist eine der größten Gänsegeier - Kolonien der Iberischen Halbinsel angesiedelt, die in freier Natur beobachtet werden kann. Unterwegs gibt es mehrere heute zu Wanderheimen umgebaute Bahnhöfe, von denen drei als Hotelbetrieb funktionieren, das sind Estación de Olvera, Estación de Coripe und Estación de Puerto Serrano.