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Barbate

Hauptstadt des Thunfischs

Wer wirlich gut Fisch essen will, muss einfach nach Barbate kommen. Die ebenso alte wie falsche Mär, dass man den besten frischen Fisch überhaupt nur in Madrid bekomme, hier wird sie einmal mehr widerlegt. Insbesondere für seinen Thunfisch ist Barbate weltberühmt, der hierzulande noch per "Handarbeit“ nach der traditionellen Almadraba-Methode gefangen wird. Frischen Thunfisch gibt es in der Regel zwischen April und August, was im Winter angeboten wird, kommt aus der Gefrierkammer – ein Unterschied wie Tag und Nacht.

Eine Entdeckungsreise durch Barbate

Eine Entdeckungsreise beginnt am besten mit einem Rundgang durch die nahe der Altstadt gelegenen Markthallen. Die sind zwar nicht gerade ein architektonisches Glanzlicht, die feilgebotenen Waren dafür aber ein Augenschmaus. Wohl dem, der sich hier regelmäßig eindecken kann. Am Stand des Traditionsbetriebes Pescados Hermanos Atencia Varo zeigt die Chefin die schönsten Thunfisch Exemplare. Wer jetzt schon Hunger bekommen hat, dem sei an dieser Stelle das nahe gelegene Fischrestaurant "La Parada“ zu deutsch Die Haltestelle empfohlen. Man sollte sich nicht von der einfachen Aufmachung des Lokals abschrecken lassen, die Küche ist trotz der Bierzeltatmosphäre hervorragend. Die Spezialität des Hauses ist, wie sollte es auch sein – der Thunfisch, der hier in allen nur erdenklichen Varianten zubereitet wird. Wer sich nicht entscheiden kann, bestellt sich am besten einen Surtido de Atún, das ist ein Gemischter Thunfisch-Teller, ein wahres Freudenfest der Sinne. Zuvor empfiehlt sich das hervorragende tagesfrische Gazpacho, eine auf Tomaten und Paprika basierende andalusische Gemüsekaltschale, als Nachtisch ist der hausgemachte Vanille-Pudding mit Keks ein Natillas ein absolutes Muss. Der Atún ist übrigens der einzige Fisch, zum dem Rotwein passt, zum Beispiel ein lokaler Regantio Viejo aus Arcos, ein noch bezahlbarer Geheimtipp.

Barbate - es geht weiter

Gestärkt geht es durch den nahe gelegenen Altstadtkern, dem Casco antíguo, der sich durch seinen stark dörflichen Charakter auszeichnet. Wie in eine Puppenstube hineinversetzt fühlt sich der Reisende hier, so klein, so verwinkelt ist das alte, das echte Barbate: Nachbarn, die vor den geduckten, schneeweiß gekalkten Fischerhäuschen sitzen und plaudern und braun gebrannte Kinder, die unbekümmtert auf der Straße spielen, das Ganze immer wieder unterbrochen von intensiv duftenden Blütendächern, und Geranienkübeln. Im winzigen Krämerladen, wo es für Preise von Neunzehnhunderttobak einfach alles zu kaufen gibt, wacht ein stolzer Lausbub mit Zigarette im Mundwinkel über das Sortiment, es ist Mittag, der Chef schläft seine wohlverdiente Siesta. Das 21. Jahrhundert ist hier ebenso fern wie der Massentourismus der Costa del Sol. Das alte, urwüchsige, auf den Fremden so romantisch wirkende Andalusien, hier hat es überlebt.

Ein Ort voller Geschichte

Schließlich hat Barbate eine lange Geschichte, so geht das Etymon des heutigen Namens der Stadt auf die Bezeichnung für die letzte westgotische Festungsanlage, Warbat, zurück, die sich hier, an der Mündung des Río Barbate, dem Barbate-Fluss, noch bis 711 befand, jenem Jahr, in dem der letzte spanische Westgoten-König, Roderich, von den aus Nordafrika eindringenden Mauren-Stämmen am Guadalete entscheidend geschlagen wurde. Barbate ist natürlich auch Badeort, auch hier der für die Costa de la Luz so charakteristische feinsandige, flach in den tief grünen Atlantik abfallende Strand, der Playa del Carmen, soweit das Auge reicht. An der Uferpromenade, der Paseo Marítimo, lädt ein Chiringuito, die berühmte Strandbude mit Restaurant-Betrieb, neben dem anderen zum Fisch essen oder zum Tapeo, in Spanien längst zum Kulturgut gewordener Brauch des gemeinschaftlichen Tapa-Essens, ein, die Frische ist garantiert, liegt doch der Fischereihafen gleich nebenan.
In der ebenfalls am Paseo Marítimo gelegenen Eisdiele von "Pepe el Malagueño“ gibt es die besten Milk-Shakes, die Batidos de Helado, der Iberischen Halbinsel, ein absolutes Muss, für das man sich unbedingt Zeit nehmen sollte.

Dichte Pinienwälder und Paradiesstrände am Trafalgar-Kap

Nicht nur die Stadt Barbate , sondern auch das nähere Umland lohnen auf jeden Fall einen Besuch, liegt doch in unmittelbarer Nähe einer der schönsten Pinienwälder Spaniens, dem sich die paradiesischen Strände von Los Caños de Meca anschließen, einer zum Gemeindegebiet von Barbate gehörenden Küstensiedlung am Kap von Trafalgar. Verlässt man nun also das Stadtgebiet von Barbate und nimmt die schmale, kurvenreiche Landstraße Richtung Los Caños de Meca in Angriff, die durch das Naturschutzgebiet Parque Natural de la Breña y Marismas del Barbate führt erreicht man irgendwann Los Caños de Meca. Auf halber Strecke liegt mitten im Pinienwald, nur etwa fünf Kilometer von Los Caños entfernt, eines der schönsten Landhotels Andalusiens, das El Palomar de la Breña, zu deutsch der Taubenschlag im Gestrüpp, ein ehemaliges Landgut aus dem 18. Jahrhundert – Nomen est Omen. Dieses Hotel ist unbedingt einen Besuch wert.

Das Hotel El Palomar de la Breña

Einen Besuch wert

Rund viereinhalb Kilometer nach dem Verlassen des Stadtgebietes von Barbate biegt man in einen von der Hauptstraße weg führenden, schmalen aber asphaltierten Seitenweg ein. Plötzlich findet man sich mitten in einem traumhaft schönen, dichten Pinienwald wieder, wo mit einem Male eine Mischung aus himmlischer Ruhe und angenehmer, dunkler Waldeskühle umgibt. Keine Menschenseele ist hier zu sehen, und die einzigen Begleiter, die dem Reisenden Gesellschaft leisten, sind Tausende goldener Lichtreflexe, die das dichte, dunkelgrüne Baumkronen-Dach allenthalben durchdringen; immer tiefer schlängelt sich die nun zunehmend enger werdende Landstraße in den Pinienwald hinein, über eine Lichtung hinweg, auf der einsam und verlassen ein kleiner Getreidespeicher steht. Mit einem Male ist Schluss mit dem asphaltierten Weg, nur eine staubige, wenig Vertrauen erweckene Schotterpiste führt hier weiter. Doch schon nach der nächsten Kurve öffnet sich ein weites Tal, riesige Windräder am Horizont, und zu unseren Füßen liegt das Landhotel Palomar de la Breña in der rotgoldenen Abendsonne. Vielleicht führt der Besitzer des Anwesens, durch seine liebevoll und detailverliebt restaurierte Hazienda, die jederzeit einem Western als Kulisse dienen könnte. Eine Frage ist es wert. Die acht Zimmer des Hauses sind rustikal-andalusisch dekoriert, verfügen aber ansonsten über die heute üblichen Annehmlichkeiten eines Mittelklasse-Hotels. Ganzer Stolz der Besitzer ist aber der – von außen nicht sichtbare – noch weitestgehend im Originalzustand erhaltene, riesige steinerne Taubenschlag, der dem Gut zu seinem Namen verholfen hat. Die seit langer Zeit stillgelegte Anlage ist angeblich die größte ihrer Art weltweit. Das Hotel eignet sich nicht nur für ein romantisches Wochenende zu zweit, sondern auch als Ausgangspunkt für ausgedehnte Wander-, Fahrrad- oder Reittouren durch das Naturschutzgebiet.

 

Ab an den Strand

Los Caños de Meca entdecken

Verllässt man den einmalig gelegenen, wunderschönen und romantischen Ort, geht es ab an die berühmten Strände von Los Caños de Meca kennen lernen. Man fährt erneut durch den Pinienwald, zurück auf die Hauptstraße, wo nach etwa drei Kilometern, tief unten im Tal gelegen, der scheinbar schneeweiße Streifen eines nicht enden wollenden Strandes auftaucht. Die Urbanisation Los Caños de Meca ist aus subjektiven Sicht zwar nicht besonders attraktiv, entschädigt dafür aber mit ihrem paradiesischen Strand, wie man ihn so normalerweise nur auf getürkten Reiseprospekt Fotos zu sehen bekommt. Rund drei Kilometer naturbelassener, goldgelber, feiner Sand, die sich vor einer unberührten Dünenlandschaft erstrecken. Keine Wolkenkratzer, keine Beton-Bettenburgen – Massentourismus Fehlanzeige.
Das Ganze geht nahtlos in in den ca. fünf Kilometer langen Strand über, der unterhalb des Leuchtturms von Trafalgar liegt, dem Faro de Trafalgar. Dieser Strandabschnitt ist insbesondere bei Nudisten beliebt, kleine, unberührte Felsbuchten spenden die entsprechende Intimität. Der Trafalgar Strand ist völlig naturbelassen, verfügt dafür aber auch über keinerlei Service-Einrichtungen. Dieses Manko wird durch das Gefühl wett gemacht, sich auf einer einsamen Südsee-Insel zu befinden; nicht umsonst bezeichnet die spanische Presse die Costa de la Luz bereits als die "Karibik der Iberischen Halbinsel“. Alles in allem ein sehr exotischer, fast paradiesisch anmutender Ort, sicherlich einer der schönsten Küstenabschnitte Spaniens.