7 versteckte Orte in Nordspanien, die kaum jemand kennt
Nordspanien wirkt auf Karten kompakt, doch zwischen Atlantikküste und Kantabrischem Gebirge verstecken sich Dörfer, Wälder und Wasserfälle, die selbst viele spanische Urlauber nur vom Hörensagen kennen. Pack Deinen Entdeckergeist ein – und vielleicht ein Paar Wanderschuhe –, denn diese sieben Geheimtipps liegen abseits der bekannten Pilger- und Pintxos-Pfade, belohnen Dich aber mit spektakulären Augenblicken.
1 | Playa del Silencio, Asturien
Stell Dir eine hufeisenförmige Bucht vor, eingerahmt von bis zu 100 Meter hohen Schieferklippen, auf denen nur Möwen und kniehohe Strandnelken wohnen. Kein Liegestuhl, kein Café – nur rauschende Brandung und das seltsam beruhigende Knirschen von weiß-grauen Kieseln unter Deinen Füßen. Der Parkplatz liegt auf der Klippe oberhalb des Fischerdorfs Castañeras; über eine in den Fels gehauene Treppe steigst Du hinab in diese stille Welt. Wer bei Ebbe kommt, findet rechts der Bucht kleine Höhlen und Naturpools, die kurz darauf wieder vom Ozean verschluckt werden. Entdeckt das unbekannte Asturien.
2 | Fragas do Eume, Galicien
Nur eine Autostunde von A Coruña in Galicien entfernt betrittst Du plötzlich einen urzeitlichen Regenwald. Im Naturpark Fragas do Eume breitet sich das am besten erhaltene atlantische Auwald-Ökosystem der Iberischen Halbinsel aus. Steinbrücken, von Moos überzogene Eichen und ein smaragdgrüner Fluss bilden Kulisse und Soundtrack zugleich. Der Wanderklassiker führt Dich von der Besucherstation zum mittelalterlichen Kloster Monasterio de Caaveiro, dessen Ruinen über dem Nebel hängen wie etwas aus Tolkiens Welt. In feuchten Morgenstunden tanzen hier Milliarden Wassertröpfchen im Gegenlicht – ein Fotomotiv, das alle Filter überflüssig macht.
3 | Cascada de Ézaro, Galicien
Der Río Xallas stürzt als einziger Fluss Europas direkt ins Meer – ein Naturwunder, das selbst viele Galicier erst neu entdecken. Der Wasserfall liegt am Fuß des „heiligen“ Granitberges Monte Pindo. Am Abend färbt die tiefstehende Sonne das Gischtspray rosa; einmal pro Woche wird die Fallkante zusätzlich beleuchtet. Vom kleinen Hafen in Ézaro kannst Du per Kajak ganz dicht an die tosende Kaskade heranpaddeln oder über einen Holzsteg zu einem Panorama-Mirador wandern, der die gesamte Costa da Morte überblickt.
4 | Bosque de Oma, Baskenland
Kaum irgendwo verschmelzen Kunst und Natur so spielerisch wie im Bosque de Oma im Baskenland. Der baskische Bildhauer Agustín Ibarrola bemalte hier in den 1980er-Jahren Kiefern mit geometrischen Figuren und Augen, die sich erst zu einem Gesamtbild fügen, wenn Du Dich exakt an den mit „Número“ markierten Standpunkt stellst. Weil Sturm und Borkenkäfer das Original gefährdeten, wurde 2024 ein Stück weiter im Urdaibai-Biosphärenreservat ein „neuer“ Oma-Wald eröffnet: dieselbe Idee, frisch restauriert, aber mit nachhaltigeren, weniger invasiven Farben. Der kurze Rundweg führt zu versteckten Höhlen, in denen uralte Felsgravuren von Rentierjägern schlummern.
5 | Cueva El Soplao, Kantabrien
„La Capilla Sixtina der unterirdischen Welt“ nennen Einheimische diese Tropfsteinhöhle in Kantabrien. Im stillgelegten Erzbergwerk entdeckten Bergleute ein Gewölbe voller Heliktiten – filigrane Tropfsteinröhrchen, die scheinbar in alle Richtungen wachsen. Heute schiebt sich eine Minilok 1,5 Kilometer in den Berg, bevor Du auf rutschfesten Stegen weitergehst. LED-Spots setzen den Kristallschmuck effektvoll in Szene. Besonders familienfreundlich: Der Rundweg ist komplett barrierefrei und damit ungewöhnlich inklusiv für ein so wildes Naturmonument.
6 | Valle del Baztán & Zugarramurdi, Navarra
Grüne Hügel, Eichenwälder und traditionelle caseríos prägen das Baztán-Tal in Navarra, doch sein Mythos entsteht in den Höhlen von Zugarramurdi. Hier sollen sich im 17. Jahrhundert Hexenzirkel getroffen haben, was die spanische Inquisition zu Schauprozessen verleitete. Heute führt Dich ein Themenpfad an kleinen Wasserfällen vorbei in die „Kathedrale des Teufels“ – eine 120 Meter lange Felsgrotte mit Naturfenstern und bizarrer Akustik. Kombiniere den Besuch mit der lokalen Küche: In Elizondo wird Schokolade seit Kolonialzeiten mit Paprika verfeinert, und Butterkekse namens urrakinak sind besser Souvenir als Diät.
7 | Orbaneja del Castillo, Kastilien-León
Mit seinen Karstquellen, Tropfsteinhöhlen und smaragdgrünen Wasserterrassen wirkt dieses Dorf in Kastilien-León wie die Kulisse einer Fantasy-Serie. Ein Bach stürzt mitten durch die sandfarbenen Häuser, bildet mehrere Kaskaden und fließt unter dem Namen Río Ebro weiter Richtung Mittelmeer. Über schmale Natursteintreppen erreichst Du von der Plaza aus den oberen Teil des Brunnens; dort rauscht das Wasser aus einer in den Fels gemeißelten Öffnung in ein türkisfarbenes Becken. Weiter oben eröffnet der Mirador „Los Picos“ einen Blick in den tief eingeschnittenen Canyon des Ebro – perfekt, wenn Du zum Sonnenuntergang bleibst und die Felswände kupferrot glühen siehst.
Unser Ausklang
Ob Du nun am Fuß eines tosenden Küstenwasserfalls stehst, die Stille einer versteckten Kieselbucht atmest oder in einer farbig bemalten Kiefernsymphonie wandelst: Nordspanien hält noch immer Landstriche bereit, die sich wie eine private Entdeckung anfühlen. Wähle eine Handvoll dieser sieben Geheimtipps für Deinen nächsten Road-Trip – und erzähle danach nur den Menschen davon, die mit demselben Funken Neugier reisen wie Du.
Buen viaje – und viel Spaß beim Entdecken!